Vom großen grünen Luftballon

25.04.2021
Gastbeitrag

„Junge Leute werden einfach nicht gehört.“, meinen die beiden Vorsitzenden der Grünen Jugend in Flensburg. „Warum?“, frage ich mich – und das gleich mehrfach. Warum schafft es die (dankenswerterweise kritische) Grüne Jugend nicht, Ursachenforschung zu betreiben und verharrt einmal wieder bei der bloßen Problembeschreibung? Warum betreibt man Letztere über die Zeitung – ist der Adressat womöglich die eigene Partei? Warum gelingt es den Vorsitzenden der hiesigen Jugendorganisation einer Regierungspartei nicht, die scheinbar großen Defizite in die Kieler Koalitionsrunde zu tragen? Warum glaubt man vielmehr, Hilfe durch ein „w i r k l i c h partizipatives junges Krisengremium“ herbeizuführen?

Es ist vollkommen fehl am Platz, die durch Annabell Pescher und Leon Bossen skizzierten Probleme kleinzureden. Sie sind da. Mitten auf den Platz gehört auch die Problembeschreibung – soweit ok. Aber doch nur als Teil der Problembewältigung. Es ist, als würde ein Luftballon aufgeblasen werden, um zu zeigen, wie umweltschädlich er sein mag. Klar –  investiert man all den Atem, der in größer macht, erreicht man mehr Sichtbarkeit. Geholfen ist damit jedoch keinem. Vielleicht ist man sogar so sehr aus der Puste, dass man das eigentliche Problem gar nicht mehr erklären kann. Dass man dann „einfach nicht mehr gehört wird“.

Dann heißt es erstmal setzen, verschnaufen, Arbeitskreis gründen. „Stadtschülerrat – who cares? Da passiert ja eh, nichts.“ Und spätestens da, ist das eigentliche „Warum?“ angebracht. Warum passiert da nichts? Ich dachte, die Jugend ist so politisch, wie lange nicht. Ist die örtliche Politik nicht sexy genug? Bereitet man Verdrossenheit durch Intransparenz oder abgehobene Beschlussfindung? In unserem kleinen Nest an der Förde wohl kaum. Der Vorteil der schönsten Stadt im Lande ist doch vor allem ihre Größe. Jeder kennt jeden, wenn auch erst um ein, zwei, drei Ecken. Die Ratsversammlung ist nahbar. Man muss nur wollen. Fest steht doch aber, dass junge Leute angesprochen werden wollen – das war schon bei mir so. Übrigens gilt das wohl auch für jeden Wähler. Also lohnt es sich vielleicht viel mehr, die ganze Puste dahingehend zu investieren, einem eingeschlafenen Kreis Leben einzuhauchen. Der Stadtschülerrat hat die Möglichkeit, jede Schule, jede politische Denkrichtung und jede Bildungsart zu erreichen. Ihm steht ein direkter Draht in die Verwaltung zur Verfügung und er genießt auch finanzielle Unterstützung durch unsere schöne Stadt. Es gilt „nur“ Köpfe zu suchen, zu finden und anzusprechen. Durch bloßes Jammern jedoch, wird der Bedarf an ihrer Meinung sicher nicht gehört und damit auch nicht wir jungen Leute.

Ach ja und by the way: Als ich „damals“ Stadtschülersprecher sein durfte, haben wir häufig gehört, wie toll es doch wäre, dass sich junge Leute engagieren. Die Einzigen, die jedoch nicht nur klatschten, sondern erstmal fragten, wie man uns konkret unterstützen könne – und jetzt haltet euch fest, liebe Grüne Jugend – war die angeblich so klientelverhaftete CDU, die dem Stadtschülerrat sogar Rede- und Antragsrecht in der Ratsversammlung und den Ausschüssen verschaffte. Mensch, wie hat man uns gehört!

Felix Müller, 25 Jahre